Zum anderen haben die Grippeviren mit ihrer enormen Wandlungsfähigkeit ein Ass im Ärmel. Dadurch, dass die Viren gern mutieren, gelingt es ihnen viel zu oft, unser Immunsystem an der Nase herumzuführen.
Hier ein grober Überblick, wie sich das ungefähr abspielt: Viren müssen zunächst ihr Erbgut in unsere Zellen importieren, damit wir erkranken. Als Wirtszellen bieten sich die der Schleimhäute im Nasen-Rachenraum an. Die infizierten Zellen produzieren daraufhin zunächst Viren-Bausteine, die in diesen Zellen direkt zusammengebaut und als fertige Krankheitserreger in unseren Organismus gegeben werden – die Virusproduktion läuft.
Da es innerhalb dieses wiederkehrenden Ablaufs zu Variationen kommen kann (und auch kommt) muss/sollte sich unser Immunsystem auf immer wieder (jährlich) neue virale Angreifer einstellen. Fachleute unterscheiden bezüglich des Vorgangs der Mutation zwischen Gendrift und Genshift.
Beim Gendrift verändert sich das Virus sukzessiv, also in vielen kleinen Etappen, indem sich durch Fehler beim Kopieren des Grippe-Erbguts einzelne, winzige Bausteine mutieren. Schon solche kleinen Abwandlungen können dazu führen, dass die vorhandenen Abwehrmechanismen diese veränderten Viren nicht oder nicht ausreichend erkennen und bekämpfen können. Beim Genshift dagegen wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Ganze Viren-Segmente (insgesamt besteht der gemeine Grippevirus aus acht davon) werden hier ausgewechselt. Ermöglicht wird dies, wenn zwei verschiedene Viren sich ein und dieselbe Zelle als Wirt und Reproduktionsstätte auserkoren haben und Bestandteile des "Virennachwuchses" beim Zusammenbauen etwas durcheinander geraten. So können völlig neue Grippeviren, mit neuen Eigenschaften, auf die wir nicht vorbereitet sind, entstehen.